Der Urlaub ist vorbei, das Buch gelesen. Die Weisheiten
daraus… nun ja, die so schnell umzusetzen wäre wohl utopisch.
Aber ich kann euch eine Rezension geben, die sich vorerst
rein auf das Geschriebene bezieht und nicht auf die Anwendung der gegebene
Ratschläge.
Wie bin ich auf das Buch gestoßen?
Aber kauft doch bei eurem Buchhändeler vor Ort, wenn euch das Buch interessiert. Was ist eine Innenstadt ohne Buchhandlung? Und mal ehrlich: Buchhandlungen gehören oft zu den schönsten Läden, die eine Stadt bieten kann, das sollte man unterstützen. Finde ich. Auf amazons Ruf aktuell muss ich wohl kaum mehr eingehen, auch wenn ich die website sehr Schätze für eben die Rezensionen und für Artikel, die man nicht so mal eben um die Ecke bekommen kann.
Was haben wir da?
Ein Hardcover mit Schutzumschlag, 234 Seiten volumenstarkes
Papier mit relativ großer Schrift, dennoch vom Gewicht aber leichter als
manches Taschenbuch desselben Formats. Somit schneller und leichter zu lesen,
als man beim ersten Anschauen meinen mag. Der Anhang ist ausführlich und
nutzerorientiert nicht alphabetisch bibliografiert sondern nach Themengebieten
geordnet, sodass es leicht ist Quellen, Studien, Literatur und Bezugsquellen
nachzuschlagen.
Voller Titel:
Haarausfall natürlich heilen – Das Geheimnis schöner und gesunder
Haare
Autorin:
Brigitte Hamann
Hätte ich mich vor der Lektüre des Buches über die gute Frau
Informiert, ich hätte das Buch vermutlich nicht gekauft. So stieß ich erst ganz
am Ende auf ihren Kurzlebenslauf auf der hinteren Schutzumschlagklappe und erfuhr,
dass sie Astrologin und Lebensberaterin ist. Mit Heilpraktikerin hatte ich
gerechnet – bei Astrologie allerdings stellen sich mir nach wie vor die Haare
auf. Ich hoffe ihr vertraut mir und lest weiter statt jetzt schon genervt
wegzuklicken. Eso-Quatsch und so…
Auf jeden Fall hat Frau Hamanns eigene Haarausfallkrise dazu
geführt, dass sie sich intensiver mit dem Thema beschäftigt hat. Schwester im
Geiste.
Zum Inhalt:
Das Buch kann sowohl von vorn nach hinten als auch
kapitelweise gelesen werden. Der gegliederte Inhalt am Anfang macht das sehr
leicht und auch in späteren Kapiteln wird immer wieder Rückbezug auf vorher
schon Beschriebenes genommen mit entsprechenden Querverweisen, sodass man
leicht im Buch navigieren kann.
Mein Respekt gebührt Frau Hamann für die Magie des ersten
Satzes (die ersten zwei Sätze):
„Ich habe lange, gesunde Haare. Das war nicht immer so.“
So simpel das ist, damit hatte sie mich.
Hamann begleitet den Leser (das Buch richtet sich
gleichermaßen an Männer und Frauen auch wenn ich sehr davon ausgehe, dass die
Hauptleserschaft weiblich sein dürfte) Schritt für Schritt auf seinem Weg von
der persönlichen Ursachenforschung bis hin zu möglichen Therapieansätzen.
Ganz
wichtig finde ich hierbei, dass sie keine Diagnose- und Therapieform weglässt.
Sie gibt genauso Hilfestellung für klassisch schulmedizinische Verfahren als
auch für das breite Spektrum der verschiedenen alternativen Ansätze.
Dioe meisten von uns dürften es gewohnt sein zu 90% schulmedizinisch behandelt zu
werden und die restlichen 10% entfallen auf sowas wie: „Versuchen Sie doch mal
Pantovigar oder autogenes Training!“. Der einzige Bereich, in dem die Schulmedizin gern die
Alternativen vorschiebt ist der, wenn sie nicht mehr weiter weiiß: „Das ist
bestimmt psychosomatisch.“ Was das gleiche ist wie „Selbst Schuld, regen Sie
sich nicht so auf und lassen Sie mich jetzt bitte mit ihren diffusen Problemen
in Ruhe. Das ist halt so. Alle haben Stress.“
Dieses Buch funktioniert andersherum. Es geht von 90%
„Alternativen“ aus (die ich jetzt in Anführungsstriche setze, weil ich sie
nicht für Alternativen, sondern für in vielen (wenn nicht den meisten)
Fällen für den sinnvolleren Weg halte, sodass mir die Schulmedizin immer mehr
als Alternative erscheint und nicht umgekehrt) und von 10% Schulmedizin.
Der Leser wird angeleitet sich durchchecken zu lassen:
Hormone, Nährstoffwerte im Blut, Schadstoffe… Das Thema Genetik und Epigenetik
erhält ebenso seinen Platz wie die einschlägigen Haarwässerchen (von denen ja
auch ich ein Kombipräparat verwende), bis hin zur "Klopp-Methode": Transplantation.
Wichtiger ist aber immer die Frage nach dem Warum. Noch
etwas, womit man mich immer kriegt, ich hasse fast nichts mehr als diese
Aussage: „Weil das eben so ist.“ Nichts ist einfach so. Wenn wir einfach so
alles hinnehmen würden, weil das eben so ist, dann wüssten wir bis heute nicht,
was Schwerkraft ist.
Warum also Haarausfall? Was will uns unser Körper sagen? Was
haben wirbzw. um es mit Hamann zu sagen: „Was fehlt uns?“ Dieses Fehlen kann
ganz klassisch ein Nährstoffmangel sein
- so wie in vielen Fällen die Suche schnell endet, weil Eisenmangel festgestellt wird. Aber
auch da wieder die Frage: Warum fehlt uns etwas?
Sehr schnell gelangt Hamann an den Punkt, an dem ich nun
auch schon seit Jahren herum schraube, sogar mehr oder weniger gezielt, möchte
ich behaupten und zumindest teilerfolgreich: Lebensführung und allem voran:
Ernährung.
Ihr großes Thema ist das Gleichgewicht von Säuren und Basen
im Körper. Und ich muss zugeben, da war der Reflex in meiner Hand das Buch zuzuklappen
schon ziemlich groß. Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich
im LHN so
eine Diskussion am Rande mitbekommen und habe meinen Senf dazu gegeben, dass
ich das für ausgemachten Schwachsinn halte, es mir aber letztlich wurst ist, ob
man eine ausgewogenen Ernährung mit Säure-Base, Vegetarismus, Low-Carb, Glyx,
Paleo oder sonst wie begründet. Ich schrieb es auch hier bereits mal: so
ziemlich alle auf Gesundheit und nicht blanken Gewichtsverlust ausgelegten
Diätformen lassen sich auf ein paar gemeinsame Nenner bringen: viel trinken,
abwechselsungsreich, frisch, regional und biologisch essen, dabei viel Gemüse und
Obst, alles andere moderat. Et cetera p.p. Ich hab sogar damals noch gewitzelt,
dass wir ja jetzt wissen, warum Männer eine Glatze haben: Sperma ist basisch,
wer also potent ist, der verschießt seine Basen und wird folglich schneller
kahl.
Ich habe mich damals nicht weiter damit befasst, weil das in
die Schublade mit dem Esoterik-Quatsch-Aufkleber gewandert ist.
Diesmal habe ich also weiter gelesen. Und nun erscheint mir
die Thematik wesentlich eingängiger, sinnvoller, logischer. Was auch wiederum
der Tatsache zu verdanken ist, dass Frau Hamann nicht mit „Das ist halt so!“
argumentiert, sondern biochemisch auseinander dröselt, was das Gleichgewicht
von Säuren und Basen tatsächlich bedeutet. Dass ein saures Obst nicht zu den
Säurebildnern gehören muss. Dass auch und gerade bei einem gesunden
Säure-Base-Verhältnis ein hübsch saurer Magen gut ist und man da eben keinen
Säureblocker drauf werfen sollte. Dass der „Säureschutzmantel“ der Haut ein
Wort ist, das man mit ziemlicher Vorsicht genießen sollte. Dass aber auch eine zu
basische Ernährung genau solcher Unsinn ist, wie zu saure Ernährung. Nur kommt
es in Industrienationen einfach wesentlich öfter vor, dass man übersäuert.
Am Ende der Lektüre bin ich zuversichtlich, dass ich
meinen Traum von langem, gesundem Haar
noch nicht begraben muss. Auch Frau Hamann kann kein Wundermittel
anbieten – aber das hatte ich auch nicht erwartet. Sie hat mir aber ermöglicht
klarer zu sehen, etliche Kreise haben sich wieder geschlossen, ich hatte
ähnlich viele Aha-Erlebnisse wie letzten Herbst, als ich mich mit der
Paleoernährung auseinandergesetzt habe – die im Übrigen viel, viel näher an der
Säure-Base-Theorie dran ist, als ich vorerst dachte. Nach wie vor bleibt viel
Recherche, aber meine Energien können jetzt gerichteter eingesetzt werden, was
schon mal ein großer Gewinn ist.
Am Anfang schrieb ich, dass 90% des Inhalts auf alternative
Methoden abzielen und nur 10% auf Schulmedizin, ich aber ein umgekehrtes
Verhältnis gewohnt bin. Zahlenverliebt, wie ich bin, ende ich erneut mit
Prozenten: 90% des Buches halte ich für absolut empfehlenswert. 10% wandern
dann doch wieder in eine der diversen geistigen Ablagen, in denen ich „Quatsch“
verschiedenster Sorte aufbewahre, um mir daraus ein (Vor-?)Urteil zu bilden – oder um
ihn bei Gelegenheit wieder heraus zu ziehen, um meine Meinung zu revidieren, so
wie auch jetzt das Säure-Base-Thema einen Schubladenumzug hinter sich gebracht
hat.
Bis ich beurteilen kann, ob die Ratschläge im Buch etwas bringen, empfehle ich euch die Lektüre erst mal weiter und zwar
unabhängig davon ob ihr Haarausfall habt oder einfach nur das Beste für euren
Körper tun wollt. Denn das ist etwas, was Hamann auch nicht müde wird zu
erwähnen und was unter Haarzüchtern eigentlich genau solches Basiswissen sein
sollte, wie die Tatsache, dass man nasses Haar nicht trockenfrottiert: Haare
sind so ziemlich das Verzichtbarste, was der Körper hat. Wenn es irgendwo
brennt, mangelt oder leidet: Haare sind das erste, was ausgelaugt wird.
Und mit diesem Säure-Base-typischen Schlusswort entlasse ich
euch in euren Feierabend und mich in den meinen.
Wir lesen uns!
During my
holidays I read a book about hairloss and how to cure it naturally. As it is a
German book and you need to be able to read German fluently, I won’t translate
the whole article above. In brief: I feel much better now and I am optimistic that my hairloss diagnosis
is not at its end.
In the coming posts I will describe, how my
experiments work.
Labels: books, hairloss, health