Nicht nur eine Renzension, sondern auch ein paar weitere Worte zum Thema Vitamin D. Dieses Vitamin wurde ja in den letzten Jahren ziemlich gehypt. Zu Recht? Ich bin da skeptisch, auch wenn einige Argumente für mich schlüssig sind.
Also:
Gesund in sieben Tagen von Dr. med. Raimund von Helden
Bei dem Titel möchte ich ja wieder weglaufen...Wie ihr merkt, sind solche Titel aber wohl eher die Regel als die Ausnahme, wenn es um populär aufbereitete Gesundheitsratgeber geht. Aber bei diesem Buch hätte mich außerdem das Cover schon stutzig machen sollen: eine Wunderpille...
Warum habe ich das Buch dann doch gekauft und gelesen?
Nun, ich kam irgendwie nicht drum herum. Was
immer wieder während meiner Recherchen aufkam, war das Thema Vitamin D.
Und dass man doch bitte substituieren sollte, wenn man in unseren
Breitengraden lebt und nicht gerade sexy Landschaftsgärtner von Beruf ist (sexy ist wichtig, denn man sollte viel Haut sehen).
Als Hauptquelle wurde immer wieder besagtes Buch genannt und somit habe
ich es mir auch gekauft. Da musste doch was dran sein, dachte ich. Auch wenn ich vielem, was ich mir über Vitamin D
angelesen habe zustimme, so bin ich doch nicht der Meinung, dass man
damit eine dieser so sehr geliebten Pauschallösungen gefunden hat. Kurz: Das
Buch kann ich nicht empfehlen und wenn dann nur sehr eingeschränkt. Zwar arbeitet von Helden medizinisch ab,
was Vitamin D im Körper tut und er zeigt sogar,
wie man berechnet, wieviel man benötigt, aber er führt so viele
Geschichten aus der Praxis an, die einfach so schlimm nach Wunderheilung
klingen und die immer wieder nur einen Tenor haben: Geheilt durch
Vitamin D!, dass ich das nicht ernst nehmen kann. Was ist mit anderen
Faktoren? Was haben die Patienten gegessen? Haben sie Sport getrieben,
war es ein Placebo? Die Herangehensweise empfinde ich als passend zum
Titel: reißerisch.
Was nehme ich daraus mit?
Man sollte tatsächlich ein Auge auf eine gute Vitamin-D-Versorgung haben, da besonders in unseren Breitengraden und nördlicher in den Wintermonaten durch Sonneneinstrahlung auf natürlichem Wege meist nicht genügend Vitamin D gebildet werden kann. Bevor ich meine Recherchen anfing, war ich noch auf dem Stand von vor über 10 Jahren: täglich 10 Minuten Tageslicht auf Gesicht und Hände reichen aus, auch bei bedecktem Himmel und auch im Winter. Das ist mittlerweile überholt. Grob zwischen November und März ist es hier überhaupt nicht möglich selbst Vitamin D zu bilden, da dafür UVB-Strahlung nötig ist. In den Wintermonaten ist der Einstrahlwinkel der Sonne so flach, dass die Atmosphäre die UVB-Strahlung ausfiltert. Das ist übrigens auch der Grund, weswegen ein Solarium nichts für Vitamin D nützt: dort gibt es ebenfalls keine UVB-Strahlung. Dass man sich im Winter nach einen Sonnenbad gut fühlt, hat dann mit anderen lichtabhängigen Prozessen zu tun, aber nicht mit Vitamin D. Vitamin D wird in internationalen Einheiten IE bzw. international units IU angegeben. Bei einem ausgiebigen Sonnenbad (Sommersonne, möglichst nackig, siehe der sexy Landschaftsgärtner, und auch ohne Sonnenschutzcreme, von daher im Zweifel dann lieber kürzer) bildet der Körper etwa 20.000IU an Vitamin D. Mehr nicht. Ich habe nicht verstanden wieso, aber bei grob 20.000 Einheiten ist wohl Feierabend für den Tag. Mit den üblichen Apothekentabletten bekommt man i.d.R. etwa 1000IU an Cholecalciferol (Vitamin D, so wie es als Wirkstoffname auf der Packunbg steht). Ob man nun von Helden glaubt oder nicht, 1000IU sind relativ arm. Von Helden bietet Pläne zu Aufsättigen, die in den sechsstelligen Bereich gehen, was Anfangsdosierungen angehen. Ich halte da ja nicht viel von, den Körper so plötzlich mit so viel künstlichem Substrat zu fluten, aber wer bin ich, dass ich mehr wüsste als er...?
Was also tun, um einem Mangel vorzubeugen oder entgegen zu wirken?
Winterurlaub in südlichen Gefilden wäre ideal, für alle, die es sich leisten können. Ansonsten: im Sommer viel sonnenbaden (nicht verbrennen!) und somit den Speicher gut füllen. Wer auch das wegen Berufstätigkeit oder, oder, oder nicht schafft, kann substituieren. Ich halte mich da aber an die Empfehlungen von Agus, der sagt: künstliche Vitamine haben den Nachteil, dass der Körper dann die natürlichen evtl. nicht mehr so gut aufnimmt. Denn er ist ja gewohnt, dass so viel Substrat anflutet und bildet die Rezeptoren zurück. Natürliche Vitamine kommen nie allein (auch Vitamin D nicht, es gibt noch mehr photoaktive Substanzen, die die Haut bildet - da bin ich aber mehr Laie als alles andere) und sind deshalb immer zu bevorzugen.
Mittlerweile recht verbreitet, ist die Erkenntnis, dass mit zu wenig Vitamin D das beste Calcium wenig nützt. Schlecht für alle möglichen körperlichen Abläufe, auch für die Knochen. Ebenfalls bekannt ist, dass wir Mitteleuropäer nach einem mehr oder weniger langen Winter zu 60-90% von einem Mangel betroffen sind (schwankt je nach Quelle und nein, leider habe ich die nicht mehr zum Verlinken). Jetzt leben hier schon länger Menschen (Jahrtausende), wäre also die Frage, ob das denn SO schlimm ist. Wäre es vielleicht nicht, wenn wir eben im Sommer mehr nackt draußen rumlaufen würden... Wie bei allen Nährstofffragen sollte bedacht werden: "ausreichend" ist nicht zu verwechseln mit "optimal". Möchte ich eine Schulnoten-4-Versorgung meines Körpers oder doch lieber eine, die mit 1 bis 2 bewertet werden würde? Nur zu sagen: ja, wir haben hier doch so viele Menschen mit Vitamin D Mangel, die leben doch auch alle noch, ist ein bisschen kurzsichtig. Es gibt auch ewig viele Menschen mit Eisenmangel. So, so viele mit zu wenig Bewegung und zu viel Stress. Klar fallen die nicht alle morgen tot um. Wie bei allen Zivilisationsnebenwirkungen schleicht sich das Übel hier langsam an.
Sei mal konkret, was machst du jetzt?
Zum Einen: ich habe diesen Sommer so oft ich konnte sonnengebadet. "So oft ich konnte" ist nicht all zu oft. Erstens war der Sommer arg spät dran, zweitens war das mein erster berufstätige Sommer und eine meiner Urlaubswochen fiel komplett ins Wasser. Ich fange bereits jetzt an wieder ab und zu Vitamin D zu schlucken und werde es im Winter dann täglich nehmen. Morgens im übrigens. Ein Sonnenvitamin vor dem Schlafengehen zu nehmen erscheint mir nicht sonderlich clever. Warum jetzt im Frühherbstschon? Na, wann habt ihr euch zuletzt gesonnt? Bei mir ist das schon etliche Tage, wenn nicht zwei Wochen her. Und hier ist es mittlerweile wieder kalt genug für Winterjacken und morgens dunkel genug für elektrisches Licht. Ich für mich habe beschlossen: dann lieber künstliches Vitamin D als gar keins. Bitte beantwortet diese Frage für euch selbst, ob ihr das auch so seht oder gerade andersrumn: wenn nichts natürlich verfügbar ist, dann eben nicht, bloß keine künstlichen Stoffe. Das ist eure Entscheidung und ich finde beide Ansätze logisch, das macht es etwas schwierig. Ich versuche das Level dabei möglichst konstant zu halten, um die besagte Veränderung der Rezeptoren zu vermeiden. Ich habe Kapseln mit 4000IU. Bekommt man nach nur wenig Suche leicht online - nur komischerweise nicht in der Apotheke, die haben fast nur Vigantoletten. Mein Präparat ist von Swanson via ebay.
An sich widerstrebt es mir zu sagen: man muss im Winter Tabletten nehmen. Das Thema ist noch nicht durchrecherchiert und somit: bitte, das ist mein Halbwissen. Über Nahrungsmittel lässt sich Vitamin D aber auch nicht ausreichend aufnehmen und wenn, dann sind wir bei tierischen Produkten, die ich aus anderen Gründen gerade reduziere.
Da ich versuche so natürlich wie möglich meinen gesunden Weg zu gehen, werde ich sehen, was ich vielleicht noch machen kann, um keine Tabletten zu "brauchen". Ein Winterurlaub in der Sonne wäre also schon mal nicht schlecht. Dieses Jahr wird das vermutlich aber eher nichts.
Links für euch zur Eigeninformation:
Vitamin-D-Thread bei den Beautyjunkies (in diesem Thread sind wieerum enorm viele Links. Der Hype ist dort aber wohl eingeschlafen. Letztes Update im Juli.
Vitamin D Reportage Servicezeit WDR vom 17. April 2013 - Video lädt bei mir nicht mehr, aber unter dem Videokasten gibt es eine Textzusammenfassung.
Interview auf SPIEGEL Online zum Thema. Danke für den Link, liebe Ayula.
Today I talk about Vitamin D. In the German forums I found the book above often mentioned as a good source. The author describes how this vitamin works, how much you need of it and even how you can calculate your dose for substitutes. I am not very happy with the book as it sounds too often like "Wow, magic! Vitamin D has cured all illnesses!" Hm. I don't believe in magic pills. So as always: stay critical.
In my case I take vitamin D supplement through winter to keep the level on a constant level. In summer I do my best to get es much vitamin D as possible on the natural way: sunbathing. But you have to be in the sun a lot with most parts of your skin unclothed. And be shure not to sunburn. If you are a person with a normal job, sunbathing in the summer to fill your vitamin D levels is quite difficult. Most of us work inside offices and we go there before the sun is high and we leave when it already sets. That is why I decided to take my pills.
I know that is not the golden way, but I still do my research. If you can afford it (and like it) a winterholiday somewhere south in the sun can help you maintain a good level without pills.
Sadly you cannot eat your vitamin D. Not enough at least. It's a "sunvitamin" and you need UVB rays for it. In winter sunlight comes in such a low angle, that our atmosphere filters UVB rays. And going to the sunstudio to tan does not work also. Because there too are no UVB rays.
If you want to have enough vitamin D and stay living in middle Europe you should have a job as a lifeguard at the beach or so: somewhere outside with few clothes on. For the rest of us vitamin D can easily become a problem. With low vitamin D levels you are more likely to infections and, the most popular argument: all the wonderful calcium does not work for your bones as it is vitamin D which you need to use calcium.
For your hair: everything that weakens you makes your hair weaker too and the other way round. But I guess it can be motivating enough to have a better protection against those nasty colds you easily get in winter. Maybe. If not: think of your hair and have your lunchbreak in the sun.
Best whishes and hopefully some more sunny days in autumn,
Mai
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